Lieber guter Nikolaus!

Zeigt her eure Stiefel!

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Zu den wenigen Tagen, an denen selbst die notorischsten Langschläfer unter unseren Kindern wie von selbst früh aufwachen und aufstehen, zählt neben Heiligabend ganz zweifellos der Nikolaustag. Noch im Schlafanzug und mit erhöhtem Puls, zumindest aber geröteten Wangen, tapst man zur Kontrolle von Stiefeln und Socken, die abends zuvor höchstpersönlich an gut sichtbarer Stelle platziert worden waren – und das in durchaus eigennütziger Absicht.

Dabei erweist es sich von Vorteil, wenn der Bravheitsindex elterlichen Vorstellungen entsprach, sonst gibt es auch schon mal Nix oder die gefürchtete Rute. Profis unter den Stiefel-Herausstellern wissen natürlich außerdem, dass ein sorgsam geputzter Stiefel die Chancen auf gute Ausbeute deutlich erhöht, denn da gilt der Nikolaus schon als etwas penibel. Wissen die Kinder das, kann es zu einem kleinen vorweihnachtlichen Wunder kommen: Sie putzen ihre Schuhe selbst! Gemeinsam betrieben macht das durchaus auch Spaß, zumal die einzelnen Schritte – groben Schmutz mit feuchtem Tuch entfernen, Schuhcreme auftragen, abwarten, mit weicher Bürste polieren – zu sichtbarem Erfolg für die Kids führen.

Warum aber stellen wir eigentlich an Nikolaus Stiefel vor die Tür oder hängen Socken auf?

 

Brauchtumsforscher erklären das so: Nikolaus habe, lang bevor er Bischof wurde, drei arme Mädchen vor dem Schicksal, auf der Straße zu leben bewahrt, indem er ihnen Geschenke zuwarf und ihnen so eine Mitgift ermöglichte. Dieser Wurfbrauch wurde von den Menschen übernommen, allerdings waren hier Kinder das Ziel der Geschenke. Weil aber die größeren Kinder meist die Geschenke fingen, suchte man nach frei verfügbaren Behältern, damit jedes Kind seinen Teil abbekäme. Hier boten sich Schuhe oder Socken als Behältnis an, in denen sich Geschenke und Süßigkeiten wiederfanden. Irgendwann müssen findige Eltern auf die Idee gekommen sein, dass glänzende Schuhe vom Nikolaus gerne gesehen werden. Und so werden zumindest einmal im Jahr aus Kindern fleißige Schuhputzer.